Faktencheck

20. januar 2025

 

 

Die Sache ist keine Bagatelle. Woher bekommen wir Informationen? Über die Mongolei, über die neuesten Entwicklungen der Krebstherapie oder die Ausmaße der Vulkanausbrüche in Indonesien? Von den Umfragewerten in politischen Fragen und den aktuellen zur inneren Sicherheit ganz zu schweigen? Nach den Erklärungen von Mark Zuckerberg, Elon Musk und vergleichbaren Häuptlingen der social media - Branche wird es auf dem Informationsmarkt immer unübersichtlicher, was die Differenzierung zwischen Erfindung, Interpretation und Tatbestand anlangt. Man ist bei den klassischen Medien aber auch nicht besser bedient. Die Auswahl der Nachrichtengegenstände ist bei Zeitungen, Nachrichtensendungen der Öffentlich-Rechtlichen und Radiosendern eine Sache, die ebenfalls keineswegs ohne Tendenz, Absicht und Interesse stattfindet. Bei mittlerweile 1000 TV-Kanälen und einer nicht mehr zu beziffernden Zahl an Podcasts, Internetportalen und Streaming-Diensten haben wir einen Datendschungel vor uns, den niemand mehr überschaut. Der Verzicht auf einen Faktencheck ist mithin nicht nur eine devote Geste gegenüber dem Herrn der alternativen Fakten, US-Präsident Trump, sondern Ausdruck einer gesellschaftlichen Verlegenheit. Wir haben die Kontrolle, wenn es sie überhaupt jemals gab, verloren. Faktenchecks sind in Zukunft Sache und Anliegen von – vermutlich nicht arg vielen – Zeitgenossen, die nach wie vor einen Glauben teilen: Dass es so etwas wie eine Wahrheit über das Leben und die Menschen und die Welt gibt, die nicht zur Verfügung steht. Unabhängig davon, was die Vielfalt der Meinungsbildner in ihre Server stellt. Dieser Glaube ist kostbar. Und in den Religionen zuhause.

Helmut Aßman
 

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